200 Jahre "Obere Starkenburger Mühle" 1796-1996

Die obere "Starkenburger Mühle", malerisch im Ahringsbachtal, unterhalb der Grube Gondenau gelegen, ist eine auch heute noch voll funktionsfähige Getreide-Mühle.
Ein ca. 500 Meter langer Mühlengraben leitet das Wasser des Ahringsbaches (teils unterirdisch) zur Mühle.
Ein oberschlächtiges Wasserrad (das Wasser fließt hierbei von oben auf das Rad) treibt dann über ein hölzernes Getriebe den Mahlstein.

Das ursprünglich hölzerne Wasserrad ist 1977 einem feuerverzinkten Metallrad gewichen, was allerdings der einzige Tribut an die Neuzeit ist.
Ansonsten hat sich der Mahlvorgang nicht verändert Die Vorreinigung des Mahlgutes erfolgt durch eine ,,Spitz - und Schälmaschine mit Siebtrommel und Absauggebläse". Dann wird das Getreide in den Trichter über den Mahlstein geschüttet und zwischen den Mahlsteinen zerrieben. Anschließend gelangt das Produkt in den mit reiner Seide bespannten Mehlsichter, der das Mehl von Schale und Gries trennt.

Weiterhin halten die Mühlengenossen an alten Traditionen fest. Alljährlich treffen sie sich am Königstag ( 6.Januar) beim amtierenden Mühlenmeister zur ,,Mühlenrechnung". Dieser erstattet den Jahresbericht und legt die Rechnung auf. Zu seinen Pflichten gehört aber auch die Beköstigung der Mitglieder: hierzu gehören selbstgebackenes Brot, Limburger Käse, Walnüsse aus frischer Ernte und trockener Riesling. Zum Abendessen gibt es einen saftigen Braten und spät in der Nacht folgt dann auch noch ein Gehacktes-Essen.

An diesem Tag wird auch der Mühlenmeister für das kommende Jahr gewählt, diesem obliegt es dann auch das Mühlenbuch zu führen. In ihm sind seit 1796 fein säuberlich die Abrechnungen, Einteilungen der Mahltage, Eintragungen über Lehensleute, Reparaturen und Renovierungen sowie Garantieerklärungen der Mühlenbauer verzeichnet.

Die Eintragungen beginnen am 12. September 1796 mit der Baugenehmigung, sowie die Gestaltung des Wasserrechts durch das Oberamt Trarbach. Dies war möglich geworden, nachdem die 1793 einmarschierten französischen Revolutionstruppen, den bisherigen Mühlenzwang und die damit verbun denen Privilegien aufgehoben hatten. Zwei Jahre später konnte die ,,Starkenburger Mühlencompanie" den Mahlbetrieb in der Mühle aufnehmen.

Ihre ökonomische Bedeutung verlor die Mühle in den fünfziger Jahren, als schließlich 1954 die Mahltätigkeit eingestellt wurde. Es ist allen voran den Brüdern Kurt und Arno Scheuer zu verdanken, dass die Mühle auch heute noch besteht. Nachdem der Wasserzufluss durch den Wegebau unterbunden war, sorgten die beiden dafür, dass der alte Zustand wiederhergestellt wurde. Das neue, 4,5m hohe Wasserrad wurde von Kurt Scheuer selbst geschweißt und an der Mühle installiert. So ist es möglich, dass die Mühle auch heute noch, 6-8 mal im Jahr, ihrer eigentlichen Bestimmung gerecht werden kann.

Aus Anlass ihres 200-jährigen Bestehens veranstaltet die Mühlengesellschaft, im Rahmen des Deutschen Mühlentages, an den Pfingstfeiertagen ein Fest auf der Mühlenwiese. Für Speis und Trank mit frischem Brot aus dem Backes ist bestens gesorgt und bei schlechtem Wetter bietet ein Zelt Schutz. An beiden Tagen wird in der Mühle gemahlen und die Mühlengenossen stehen für Fragen und Auskunft gerne zur Verfügung. Die Mühle ist bequem von Enkirch aus durch das Ahringsbachtal in ca. 40 Gehminuten zu erreichen, oder von Starkenburg aus über den Wanderpfad E 11 (etwas steiler) in ca. 20 Minuten. Es besteht aber auch die Möglichkeit, mit einer Pferdekutsche, von der kath. Kirche aus zur Mühle und zurück zu fahren.
(Hans-Werner Blasius, Starkenburg)